Gutmenschen: Antwort auf eine Anfrage

Auch wenn andere das ironisch sehen und sich über politische Überkorrektheit mokieren, wie z.B. das „Wörterbuch des Gutmenschen“ von Klaus Bittermann (u.a.), das sich in der Tradition der 68-er Bewegung versteht - für mich klingt das Wort in allen seinen Ableitungen unangenehm nach Abwertung und Verachtung und wird deshalb für mich immer ein Nazi-Wort sein.

Lieber Herr P., Sie haben mich nach weiteren Thesen für die Herkunft des Wortes "Gutmenschen" gefragt. Hier nun meine Antwort: In der Tat schien mir diese Ableitung, die immerhin nicht nur vom DJV stammt, sondern auch vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS), naheliegend (auch wenn das DISS eher links ist). Vielleicht habe ich sie deshalb übernommen, ohne andere Quellen anzugeben. Mit NS-Lektüre kann ich nicht dienen, ich surfe nicht mehr auf altermedia und Co (die altermedia-Betreiber wurden ja gerade verurteilt). Belege für eine Verwendung in diesen Kontexten finden Sie eine Menge im Guttmensch-blog oder auch hier. Wikipedia führt die DJV-Etymologie auch mit auf, allerdings als eine von mehreren und ohne Kommentar. Schlüssig finde ich den Nachweis der Wortverwendungen bei der Gesellschaft für deutsche Sprache, doch für mich gehört die Ideengeschichte um das Wortfeld eben auch zur Etymologie. Unstrittig ist auch bei Wikipedia und der gfds, dass der Begriff „Gutmensch“ gern in (neu-)rechten Kontexten verwendet wird . Auch wenn andere das ironisch sehen und sich über politische Überkorrektheit mokieren, wie z.B. das „Wörterbuch des Gutmenschen“ von Klaus Bittermann (u.a.), das sich in der Tradition der 68-er Bewegung versteht - für mich klingt das Wort in allen seinen Ableitungen unangenehm nach Abwertung und Verachtung und wird deshalb für mich immer ein Nazi-Wort sein. Ich kann nix damit anfangen, wenn Häme als Humor daherkommt. Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende Anke Engelmann

veröffentlicht: Anke Engelmann, Dienstag, 29.11.2011

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