Poesieblog

  • Rechtschreibfehler in der Belletristik

    Dichterinnen und Schriftsteller müssen sich nicht an die Duden-Regeln halten. Oder?

    In der Belletristik seien Rechtschreibfehler erlaubt, gab der Rat für deutsche Rechtschreibung kürzlich bekannt. Erster Gedanke: Da bin ich aber erleichtert. (hihi). 2. Gedanke: Was heißt hier Fehler? 3. Gedanke: Um Regeln zu brechen, muss man sie beherrschen. Und letzter Gedanke: Zu allen Zeiten haben Schriftstellerinnen und Schriftsteller durch ihren kreativen Umgang mit der Sprache und mit Regeln diese auch verändert.

    veröffentlicht: 02.05.2025 / Anke Engelmann

  • Ich bin ein Känguru

    Petrichor heißt der Duft, der entsteht, wenn Regentropfen auf trockene Erde platzen. Auf manche Tiere wirkt er wie ein Aphrodisiakum

    Ich habe ein neues Wort gelernt: Petrichor heißt der Duft, der entsteht, wenn Regen auf trockene Erde platzt. In Trockenzeiten setzen bestimmte Pflanzen ein Öl frei, das die Erde aufnimmt und das beim Regen freigesetzt wird - zusammen mit anderen Verbindungen, die Geosmin heißen. Auf Kängurus scheint Petrichor wie ein Aphrodisiakum zu wirken. Ich gestehe: Ich habe auch etwas Kängurublut in mir.

    veröffentlicht: 26.04.2025 / Anke Engelmann

  • Gemeinfreiheit und Urheberrechte

    Wenn man seinerzeit die Urheberrechte streng ausgelegt hätte, hätten wir heute weder Märchen noch Heldenepen.

    Ich bin sehr für die Bewahrung der Urheberrechte und den Schutz geistigen Eigentums. Das hat vor allem mit der schlechten Bezahlung kreativer Leistungen zu tun. Andererseits: Im Mittelalter waren Stoffe wie aus der Artussage oder der altisländischen Edda gewissermaßen gemeinfrei. Sie waren allgemein bekannt und wurden beim Weitertragen immer wieder verändert. Jeder konnte sich bedienen und daraus etwas Eigenes schnitzen: Wolfram v. Eschenbach den Parzival, ein unbekannter Epiker das Nibelungenlied usw. Bei strengen Urheber- bzw. Veröffentlichungsrechten hätten wir heute weder Märchen noch diese Heldenepen.

    Im Internet entwickelt sich gerade eine Parallelwelt. Dort kursieren vor allem im Bereich Lebenshilfe Texte, die bekannten Namen zugeordnet werden, z.B. Charlie Chaplin, Nelson Mandela, einer alten Frau auf dem Sterbebett oder der deutschen Post (der hübsche Text von Wolf Wondraschek über den Postsackbeutel). Das ist ein Vorgang, bei dem Texte quasi in eine Art Gemeinfreiheit überführt werden, indem die Autoren und -innen depersonalisiert werden. Sehr spannend!

    veröffentlicht: 26.04.2025 / Anke Engelmann

  • Von »Ende« bis Buchladen III: Das Lektorat

    Verlagsvertrag? Ich hatte Glück. Der Verlag Voland & Quist hat meinen Hannes ins Programm genommen. Doch wie kommt man dahin? Was braucht man dafür? Dazu in Teil drei erste Erfahrungen mit dem Lektorat.

    Der Ton stimme nicht, sagte der Lektor Helge Pfannenschmidt. Man müsse dem Protagonisten bis zum Ende folgen, dafür müsse er einem sympathisch sein. Und Hannes, mein Protagonist, gebe oft nur irgendwelche Stanzen und abgehangenen Redensarten von sich. Ich schielte zum Verleger, der am Anfang der ersten Lektoratsrunde mit dabei saß. Bereute er seine Entscheidung schon? Würde er den Vertrag zerreißen, mit einem: »Tut mir leid, wir haben uns getäuscht!«

    Am Ende war es doch nicht so schlimm. Die Sache mit dem Ton lässt sich bereinigen, wenn ich hier und da ein wenig rausnehme und die leeren Worthülsen sparsamer dosiere. Denn dass mein Held manchmal hölzern wie ein Polizeibericht klingt, hat auch eine Funktion: Er redet vorzugsweise dann verschraubt, wenn ihm etwas besonders unter die Haut geht. Dass die Leserinnen und Leser Hannes seine Großmäuligkeit und Hypochondie nicht übelnehmen, sondern sie als Verletztheit und Schutzhaut interpretieren, wird ein schwieriger Balanceakt. Und ganz sicher wird das nicht alle ansprechen, die das Buch lesen (sollen).

    In einigen Punkten fehlte mir Klarheit. Helge hat mir auf den Weg geholfen! Geholfen, nicht gezeigt! Vielen Dank! Die Arbeit hat mich sehr inspiriert. Inzwischen sind noch einige entzückende Passagen entstanden, mit denen ich Verständnislücken geschlossen habe. Zum Beispiel über die Erfurter Mitropa. Selbstbedienung! Bahnsteig fünf! Auch mit meinem Ende war ich selbst noch nicht ganz zufrieden, auch das ist mir nun klarer. Schließlich soll das nicht kitschig werden, obwohl, ein bisschen Gefühligkeit zum Ausklang …

    Wir haben lange gesessen und weniger als ein Drittel geschafft. Heute folgt die zweite Runde. Ich bin sehr gespannt!


    Literaturempfehlungen
    Für Autorinnen und Autoren:
    Hans Peter Roentgen: Was dem Lektorat auffällt. Sieben Verlag Groß-Umstadt, 2019
    Handbuch für Autorinnen und Autoren (8. Auflage) Uschtrin Verlag, Inning am Ammerseee 2015

    Für Lektoren und Lektorinnen:
    Leitfaden freies Lektorat (Verband der freien Lektorinnen und Lektoren). Bramann Verlag, Frankfurt a.M., 2023

    veröffentlicht: 22.04.2025 / Anke Engelmann in Aktuell, Schreiben

  • Von »Ende« bis Buchladen II: Das Exposé

    Verlagsvertrag? Ich hatte Glück. Der Verlag Voland & Quist hat meinen Hannes ins Programm genommen. Doch wie kommt man dahin? Was braucht man dafür? Dazu in Teil zwei Erfahrungen und Gedanken zum Thema Exposé.

    Wenn ein Manuskript einen Verlag oder eine Literaturagentur begeistern soll, braucht es ein Exposé, und das muss blitzen wie ein Diamant. Das Exposé ist die Pflicht zur Kür. Fraglos, ein Roman macht auch Arbeit – 200 Seiten wachsen nicht an einem Tag. Und die Textprobe zum Exposé ist mit besonderer Sorgfalt zu polieren.

    Aber das Exposé! Wie nichts sonst verkörpert es die Zwitterexistenz eines Schriftstellers. Nichts mehr von Schöngeist. Du schlüpfst in die Haut eines Autohändlers, eines Staubsaugerverkäufers. Mit einem Köfferchen ziehst du von Haus zu Haus. Bei Wind und Wetter stehst du auf dem Markt und preist laut deine Ware an. Seriös wirken! Aber nicht zu dick auftragen, nicht zu sehr anbiedern, nicht zu schmierig und aufdringlich werden! Dafür musst du alles vergessen, sonst gehst du an Ignoranz zugrunde. Dass du dein Baby über Abgründe und durch den Dschungel geschleppt hast, dass du ihm in deinem Leben so viel Raum eingeräumt hast, auf Kosten deiner Gesundheit, deiner Familie und Liebsten, auf Kosten eines ausgewogenen Alltags und Kontostandes – dein Problem. Wen interessiert das schon.

    Loslassen! Das Werk ohne Emotionen und elterlichen Stolz betrachten, nüchtern und realistisch! Kein Exhibitionismus! Meist stellt sich dieser Abstand ein, nachdem die E-Mail mit Exposé und Textprobe zum ersten Mal das Postfach verlassen hat: der Auweia-Effekt. Ohnehin fällt die Exegese leichter, wenn der Roman eins-zwei-fix heruntergeschrieben wurde und sich eng an einem Plotgerüst entlang hangelt. Dann neigt man auch nicht dazu, sich im Anschreiben für sein absurdes Hobby zu entschuldigen.

    Mir jedoch geht es, wie Juli Zeh in ihren Poetikvorlesungen beschreibt (unter dem Titel »Treideln«): Erst, wenn das Skript fertig und mehrfach überarbeitet ist, weiß ich, worauf alles hinausläuft. Beim Überarbeiten und in der oft schmerzhaften Auseinandersetzung mit ersten Lesern (Lektorat) kristallisieren sich Stränge und Themen heraus. Ich kann an dem rohen Textblock schnitzen und meine eigene Weisheit bestaunen.

    Natürlich beginne ich mit einer Intention, einem Thema. Doch erst beim und durchs Schreiben entsteht Distanz. Wege öffnen sich. Erfahrenes, Erlebtes und emotional Gebundenes lösen sich, verknüpfen sich mit spontanen Einfällen. Jede Entscheidung, Knotenpunkt in einem Netz, führt zu weiteren Entscheidungen. Welchen Weg ich gehen, welche Entscheidungen ich treffen werde – das weiß ich doch vorher nicht! Und wenns so wäre: wie langweilig! Das würde mich des Vergnügens berauben, das mich über Jahre und Durststrecken trägt.

    Das Exposé begleitet von den ersten Überlegungen bis zum Verlagsvertrag. Konzept, Skizze, Plan, Arbeitshilfe? Vergiss es! Nötig wird es, wenn ich aus meinem engen Arbeitskreis heraustrete, weil ich von etwas leben muss. Und dann sollte es bereits gut abgehangen sein. Ein Papier gewordenes Verkaufsargument, beantwortet es Interessenten Fragen wie: Was will die Dichterin mit ihrem Buch sagen? Ist ihr zu trauen, weiß sie, was sie tut? Und, ganz wichtig: Werden viele Leser bereit sein, dafür Geld auszugeben?

    Wer professionell mit dem Schreiben Geld verdienen will, betritt den Markt sehr früh. Das Exposé muss dann stehen – am besten, bevor die Arbeit losgeht. Stipendien-Geber zum Beispiel stellen sich das Prozedere so vor: Die Schriftstellerin überlegt sich, was für ein Buch sie schreiben will. Alle Details und Wendungen listet sie übersichtlich in einer Excel-Tabelle auf. Damit verfasst sie das Exposé. Und dann das Buch: einfach nur die Liste abarbeiten, Punkt für Punkt. Kinderleicht, oder? Dazu eine Bemerkung des Thriller-Autors Andreas Pflüger. Auf einem Fachtag erinnerte er sich, wie beim Erscheinen seines ersten Buches jemand das Exposé herausgekramt hatte, das er dazu eingereicht hatte. »Wir haben herzhaft gelacht«, sagte er.


    Literaturempfehlungen
    Ratgeber mit konkreten Einzelheiten, z. B.
    Was enthält ein Exposé? Welche Form, welche Länge? Wie das Anschreiben formulieren?

         André Hille: Titel, Pitch und Exposé für Romane. Textmanufakturverlag,
         Fischerhude 2016
        
    Hans Peter Roentgen: Drei Seiten für ein Exposé. Sieben Verlag Fischbachtal 2010

    Der Literaturbetrieb, amüsant und kurzweilig:
         Juli Zeh: Treideln. btb in Random House, München, 2015

    veröffentlicht: 21.04.2025 / Anke Engelmann

  • Von "Ende" bis Buchladen I: Verlag finden

    Ist das Skript fertig, geht die Arbeit erst richtig los. Was passiert vom Manuskript bis zur Veröffentlichung? Darüber schreibe ich auf meinem Blog. Erste Folge: Die Einreichung

    Meine Nachricht des Tages: Verlagsvertrag mit Voland & Quist unterzeichnet. So richtig kann ich es noch nicht glauben: Mein Roman »Hannes im Glück« erscheint im Frühjahr 2026. Ich bin stolz wie Bolle. So ein toller Verlag!

    Die Einreichung

    Jahrelang täglich in eine fremde Welt eingetaucht, mit störrischen Figuren und widerwärtigen Computerproblemen gekämpft, wenn andere im Bett oder vorm Fernseher gechillt haben. Nun ist er fertig, der Roman – und er ist ein großer Wurf. Das spürst du. Er soll nicht in der Schublade verrotten, dieser nicht! Also flugs, wie in den Ratgeberbüchern empfohlen, ein gutes Exposé erstellt (»flugs«, haha! Dazu demnächst mehr). Und dann die Verlage damit beglückt. Am besten alle. Einer wird sich schon zurückmelden, denn Gutes setzt sich durch.

    Doch die Verlage, auch das steht in den Ratgeberbüchern, ersticken in unverlangt eingesandten Manuskripten. Genaue Zahlen sind schwer zu finden und was man findet, scheint wenig glaubwürdig. Ich jedenfalls stelle mir das so vor:

    »Kommen Sie! Ich zeigs Ihnen.« Der Cheflektor öffnet eine unscheinbare Tür neben der Toilette. Eine nackte Glühbirne erleuchtet die fensterlose Kammer. Papier. Überall türmt sich Papier, auf dem Schreibtisch, dem Boden, den Regalen, auf jeder Ablagefläche. Staub steht in der Luft. Am Schreibtisch verschwindet ein blasser junger Mensch zwischen turmhohen Stapeln.
    »Sind das alles …?«
    Der Cheflektor nickt.
    Das Wesen am Schreibtisch regt sich. Es fasst die losen Blätter vor sich und schichtet sie nach rechts – der Berg neigt sich bereits bedrohlich. Der Arm langt nach links, die Hand greift einen neuen, armdicken Stapel. Legt ihn ab. Schlägt die erste Seite auf. Raschelnd entflieht ein Seufzer durch die geöffnete Tür. Ein Blatt segelt nach unten. Beim Aufheben kann ich nicht umhin, die ersten Zeilen zu lesen: »Ich vertraue Ihnen mein Lebenswerk an. 35 Jahre habe ich daran gearbeitet.«
    »Wir sichten alle unverlangten Einsendungen«, der Cheflektor strahlt stolz.
    In einem Regal liegen vergilbte Blätter. Manche in verblasster Handschrift. Andere mit der Schreibmaschine geschrieben. Ich puste den Staub beiseite. »Thomas Mann«, entziffere ich mühsam. »Die Buddenbrooks. 1899.«
    1899?
    »Das ist …, das ist …«
    »Uralt. Geben Sie her. Ich werfe das gleich weg. Wir machen zur Zeit sowieso nur Young Adult.«

    Aha. Ein Konzernverlag. Und wie sieht die Realität aus?

    Eine durchschnittliche Zahl von Einreichungen anzugeben ist schwer. Die großen Verlage bekommen mehr als die kleinen. Und natürlich reichen Profis ihr Skript bei mehr als einem Verlag ein. Unter den Einsendungen findet sich vieles, was gleich aussortiert wird, weil es nicht ins Programm passt, weil es keine literarische Qualität aufweist oder weil es sich um irgendeinen Schrott von irgendeinem Spinner handelt.

    Bei Voland & Quist trudeln täglich etwa ein bis drei Einreichungen ein – im Monat sind das 30 bis 90 potentielle Bücher. Eine Literaturagentin, bei der ich Ende 2023 ein Seminar besucht habe, sprach von 30 Einreichungen. Täglich. Insgesamt 900 im Monat. Davon würde die Agentur eine, maximal zwei interessierten Verlagen anbieten. Anbieten! Im Jahr! Bei solchen Zahlen ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass einem Verlag ein unverlangt eingesandtes Manuskript positiv auffällt und er ihm tatsächlich einen Platz im Programm einräumt. Zumal die meisten inzwischen mit Literaturagenturen arbeiten. Ein Lektor des Aufbau-Verlages erinnert sich, dass in den sechs Jahren seiner Tätigkeit zwei Einsendungen als Buch veröffentlicht worden seien.

    Wenn Schriftsteller von einem Lottogewinn sprechen, dann meinen sie einen Verlagsvertrag. Und zwar bei einem renommierten Verlag, nicht einem, bei dem man die Bücher selbst in den Buchladen tragen muss oder den man gar für sein Kerngeschäft bezahlen muss. Genau das ist mir passiert. Zufall? Und ein Exposé, das blitzt und ein Manuskript, das sofort begeistert hat.

    veröffentlicht: 20.01.2025 / Anke Engelmann in Aktuell, Schreiben

  • Literarische Bildung: Das Wie, das Warum und das Trotzdem

    Der Thüringer Literaturrat lud am 11. Oktober 2024 zum 5. Fachtag ins Erfurter Kultur: Haus Dacheröden

    Kuschlige Selbstbestätigung einer kleinen und privilegierten Elite? Oder notwendige Debatte in einem gravierenden gesellschaftlichen Wandel? Nach Utopie und Wirklichkeit der literarischen Bildung fragte der fünfte Thüringer Fachtag Literatur, den der Thüringer Literaturrat am 11. Oktober 2024 ausgerichtet und den die Thüringer Staatskanzlei gefördert hatte. Das Thema lockte zahlreiche Interessierte ins Erfurter Kultur: Haus Dacheröden: Schreibende, Lehrende und Lernende aus Schulen, Universitäten und Bibliotheken, aus der Verwaltung und der Politik. Alle einte die Nähe zum und die Freude am Buch und dem gedruckten Wort.

    Wie entsteht literarische Bildung? Welche Faktoren begünstigen, welche hemmen die Freude am Lesen? Gibt es »gutes« und »schlechtes Lesen«? Fressen die modernen Medien unsere schöne Lesetradition und machen die Buchkultur kaputt? Und wenn ja – was wird dann aus der Gesellschaft? Zwei Referenten und eine Referentin beleuchteten das Thema: die Literaturwissenschaftler Christof Hamann und Cornelia Rosebrock sowie der Germanist und Philosoph Jan Philipp Reemtsma. Am Nachmittag rundete eine Podiumsdiskussion den Tag ab. Für Debatten stand ausreichend Zeit zur Verfügung und die Anwesenden ergriffen gern das Wort, um eigene Erfahrungen und Wertungen einzubringen. Die Journalistin Blanka Weber moderierte die Veranstaltung.

    Zur Begrüßung bedankte sich Jörg Dietrich, Vorsitzender des Thüringer Literaturrates, beim Noch-Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff für die gute Zusammenarbeit. In den vergangenen Legislaturperioden habe die Landesregierung die Rahmenbedingungen für die Kultur im Freistaat entscheidend verbessert, so Dietrich.

    »Die Zusammenarbeit war mir eine Ehre und ein Vergnügen«, erwiderte Hoff. In seinem Grußwort plädierte er für mehr Zuversicht, auch und gerade in Bezug auf das Lesen. Denn gerade jetzt, nach jahrelangen apokalyptischen Nachrichten zum Leseverhalten, erlebe man eine Renaissance des Lesens, führte der geschäftsführende Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei aus. Allerdings in einer neuen Form: als Teil einer übergreifenden Medienkompetenz. Damit müsse man arbeiten, auch wenn es nicht die sei, »die wir uns wünschen«. Diese Lesekompetenz müsse mit literarischer Kompetenz verknüpft werden.

    Hoff sieht dafür auch Bedarf: Viele Jugendliche klagten über einen Data-Overflow und nähmen gern die Möglichkeiten des Rückzugs an, die Bücher bieten könnten. »Wir müssen die Zukunft neu sehen«, forderte Hoff: nicht als Trichter, der sich in Richtung Zukunft verenge, sondern als umgekehrten Trichter, der sich für unzählige neue Möglichkeiten und Wege öffne. »Ich wünsche uns Zuversicht«, schloss er.

    Üben und Scheitern

    »Ich bin zuversichtlich«, begann Professor Christof Hamann, der an der Universität Köln Theorie und Praxis des professionellen literarischen Schreibens unterrichtet, zudem selbst Schriftsteller ist und die Literaturzeitung »die horen« mit herausgibt. In seinem Vortrag, der sich auf seine Erfahrungen als Lehrender stützt, konzentrierte sich Hamann auf zwei Schwerpunkte: das Üben und das Scheitern. Spätestens seit Michel Foucault habe das Üben den Beigeschmack von Drill und Dressur. Doch Übung kann auch Selbstermächtigung sein. Wiederholung schafft Gewohnheiten. Techniken werden verinnerlicht. Sein Vorschlag an die Studierenden: So lange üben wie nötig – und dann das Geübte hinter sich lassen.

    Auch das Scheitern gehöre zum Schreiben. Jedes Scheitern gebiert ein weiteres Scheitern, ein Prozess, der offen und gesetzlos verläuft. Ein Schreibprozess sei nie zu Ende, das müsse man lernen, am eigenen Leib üben und erfahren, betont er und zitiert Samuel Beckett und Lauren Groff, Charles Pépin, Marcel Proust und Hans Magnus Enzensberger. Ein Scheitern einzugestehen, verändert die Dynamik in einem Produktionsprozess, verzögert, verlangsamt und verlangt ein Überarbeiten, wieder und wieder. Seine Aufgabe als Lehrender: nach der Kritik die Revision einzufordern und neue Möglichkeiten aufzuzeigen.

    Über den schmalen Grat zwischen Aufgeben und Weitermachen sprach Hamann nicht. Was zeichnet einen guten Autor aus? Dass er bereit und in der Lage ist, alles in Frage zu stellen und neu zu betrachten. Dazu gehört die Bereitwilligkeit, sich selbst zu redigieren, so Hamann. Das Kürzen fällt gerade Schreibanfängern schwer. Auch das übt er mit seinen Studierenden.

    »Wann kann man einen Text loslassen? Wann ist er fertig?«, so eine dringende Frage aus dem Publikum. Hamann empfahl den Blick von außen: »Zum Schreiben gehört das Gelesenwerden«.

    Tja, die Lesekompetenz …

    Doch wer frisst sich heute noch durch »analoge« Papierschwarten? Bevorzugt die im Medienwechsel sozialisierte Generation nicht die digitalen Mini-Portionen der Social- Media-Kanäle? Cornelia Rosebrock ging auf die Bedingungen ein, in der die Freude an Literatur entsteht. Die Professorin, die bis 2023 an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt a.M. neuere deutsche Literaturwissenschaft mit den Schwerpunkten Lesesozialisation und Literaturdidaktik gelehrt hatte, sprach über »Literarische Sozialisation zwischen Technokratie und Social Media: das Unzeitgemäße des Literaturunterrichts«.

    Nach der Familie, in der die »primäre literarische Initiation« erfolgt, sei die Schule die entscheidende Instanz der literarischen Sozialisation, betonte Rosebrock. Dort jedoch habe sich ein funktional-technischer Lesebegriff etabliert; man will die Leseeffekte messen. Statt Lektüre als Spiel von rationaler Lebensbewältigung, Unterhaltung und Ganzheitserfahrung zu sehen, fokussiert der Unterricht auf die Lebensbewältigung und auf eine Lesekompetenz, die der Definition der OSZE entspricht: die Fähigkeit, »geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen«.

    Dafür werden seit dem PISA-Schock Strategien vermittelt wie Textstellen markieren, wiederholen, vergleichen, gliedern, nachschlagen, zusammenfassen und von vornherein genug Zeit einplanen. Das Konzept ging auf – zumindest zum Teil. Seit 2018 sind die Kinder, die unser Bildungssystem durchlaufen, Weltspitze im Strategiewissen. Und die Lesekompetenz? »Generell lässt sich (…) festhalten, dass die großen Hoffnungen (…), die immer wieder an die Strategieinstruktion geknüpft werden, sich in der Realität nicht erfüllen«, zitiert Rosebrock den Psychologen Professor Wolfgang Lenhard.

    Doch wie wird aus einem Kind, das für Harry Potter schwärmt, ein erwachsener Leser? Nach dem Erwerb der Schriftsprache in der Schule folge eine Phase der »lustvollen Kinderlektüre«. Wie die Raupe Nimmersatt arbeitet es sich durch die Bücherschränke der Eltern und Verwandten und der Schul- und Kinderbibliotheken. Allerdings: Ein Drittel aller Kinder komme nicht mehr in diese Viellesephase. Und in der Pubertät springt ein weiteres Drittel der Vielleser ab, so Rosebrock.

    Wegen der modernen Medien? Seit 1998 habe sich der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die täglich oder mehrmals pro Woche in gedruckten Büchern lesen, nicht signifikant geändert. Und auch heute würden lange Texte tendenziell nicht am Bildschirm rezipiert, erläutert die Professorin. Das »deep reading« genannte Eintauchen in den Text kommt am Bildschirm nicht zustande. Und wann lernt eine Leserin diese Selbstversenkung? In der Raupenphase als Bücherfresser.

    Wir brauchen mehr Literatur im Literaturunterricht und in den Fächern, schloss Cornelia Rosebrock. Wir brauchen gute Schulbibliotheken. Und wir brauchen einen Raum, in dem sich das Potenzial von Literatur entfalten kann – ohne dass ständig eine Messlatte angelegt wird.

    Von Zwecken und von Nutzen

    »Literarische Bildung dient keinem Zweck – oder: Wo die Reihe der Zwecke aufhört, liegt das Glück«, hatte Professor Jan Philipp Reemtsma seinen Vortrag genannt. Die Anwesenden freuten sich auf den bekannten Kulturtheoretiker und großen Denker, ein Gleichgesinnter und Verbündeter, der das gedruckte Wort hochhielt und interessante Anregungen und zum Denken provozierende Happen servieren würde, glaubte man.

    Servieren? Nein. Provozierend? In der Tat. Wie hoch Reemtsma das gedruckte Wort hielt, zeigte sich im ersten Teil seines Vortrages. Akribisch zerpflückte er den Einladungstext zum Fachtag und ging hart mit den Organisatoren der Veranstaltung ins Gericht. Etymologisch ist ein Zweck auch der Nagel im Zentrum einer Zielscheibe – und Reemtsma zielte gut. Die Zuhörenden erstarrten. Ein in der Eile der Vorbereitungen rasch hingeworfener und flüchtig gelesener Flyertext – und man fühlte sich mitertappt in Meinungen und Vorurteilen, die man aus den Tiefen einer DDR-Bildung in blinden Flecken mit sich herumgetragen und nicht nachrecherchiert hatte.

    Die Idee, dass das Lesen von Literatur einen Zweck habe, sei eine sehr moderne und hilflose Idee, fuhr Reemtsma mit seinem Thema fort. Literatur (und Theater) könnten keine politische Meinung vermitteln und keine politische Haltung verändern, sondern allenfalls bestätigen. »Wer anderer Meinung ist, ärgert sich und geht«, sagte er. Manchmal allerdings, räumte er ein, könne die richtige Geschichte zur richtigen Zeit »eine Latenz transferieren«.

    Kunst und Literatur sollten als soziale Tatsachen verstanden werden, nicht als Zwecksetzungen und Nutzen. Was zur Lehre taugt, entpuppt sich als »unterkomplex« und literarisch minderwertig. Komplexität bestimmt eine Literatur, die unmöglich auf Botschaften zu reduzieren sei.

    Doch was genau ist ein Zweck: Der Nutzen? Ein Ziel? Eine Absicht? Der Sinn von allem? Beginnt nicht jeder künstlerische Prozess mit einer konkreten Intention? Und wächst daraus nicht die Motivation, in einen langen Prozess einzusteigen, dessen Ausgang und finanzieller Ertrag in den meisten Fällen ungewiss bleibt? Oder liegt der Zweck, also der Nutzen, im Auge des Betrachters und wird dem Kunstwerk von außen als Aufgabe zugewiesen? Kurz verwies Reemtsma auf Immanuel Kant und meinte wohl dessen Definition vom Zweck als objektivem Bestimmungsgrund eines Objekts und zugleich dem Grund seiner Wirklichkeit.

    Den anwesenden Praktikern blieb bei der Unschärfe des Begriffs die eigene Deutung freigestellt. Die einen reagierten begeistert, vor allem, wenn sie im Literaturbetrieb mit einem ständigen Nutzenkalkül konfrontiert werden. »Für mich war das die absolute Befreiung«, sagte eine Schriftstellerin in der Pause. »Literatur hat keinen Zweck – aber jeder soll sein Vergnügen finden.« Andere fühlten sich vor den Kopf gestoßen. Woher in einer permanent prekären Situation die tägliche Kraft fürs Schreiben, die Begeisterung fürs Unterrichten nehmen, wenn ja alles doch keinen Sinn macht?

    Denn, so Reemtsma am Ende seines Vortrags: Literarische Bildung sei eine elitäre Angelegenheit. Sie sich anzueignen, stelle ein Privileg dar, das nur einer Minderheit zuteilwerde. Dieses Privileg sei nicht zu feiern, sondern zur Kenntnis zu nehmen. Reemtsma sprach von »aufgeregter Gruppeneinheit«, die einen »Weltzugang simuliert« um das »Echo der gemeinsamen Stimmen zu verstärken, damit sie sich geborgen fühlen.«

    Die Zuhörer reagierten zunächst verhalten-freundlich. Man bedankte sich für die Anregungen. Unbedingt werde man die Ringparabel in Lessings »Nathan«, auf die Reemtsma eingegangen war, noch einmal lesen. Nur langsam regte sich Widerspruch, den Reemtsma elegant parierte. Was wäre eine Welt ohne Kunst? »Ich fürchte, der Unterschied wäre kaum zu merken.« Wie verändern sich Einstellungen? »Irgendwie.« Was gibt uns berufliche Gewissheiten? »Es gibt keine Gewissheit. Ob Sie zuversichtlich sind oder nicht, ist vollkommen belanglos.«

    Angehende Deutschlehrer wollen wissen, warum sie unterrichten, forderte Iris Winkler schließlich. Winkler ist an der Universität Jena Professorin für Fachdidaktik Deutsch. Das »Warum« des Literaturunterrichtes in der Institution Schule sollte nicht darin bestehen, zu sagen, »das ist für etwas anderes gut«, erwiderte Reemtsma. Schulunterricht schaffe keine literarische Bildung. Vielmehr biete diese eine bestimmte kulturelle Erschließung der Wirklichkeit. Literatur öffne einen kulturellen Raum, der es ermöglicht, unsere Welt zu verstehen.

    In der Pause wurden die Debatten fortgeführt: beim Essen, beim Frische-Luft-Schnappen und beim Rauchen, in den Fluren und auf der Toilette. Reemtsma hatte polarisiert und mit einem Knall Hoffnungen und Zuversichten entzaubert. Kein Gedanke daran, in Larmoyanz zu versinken, in Klagen über die ach-so-literaturfeindliche Zeit auszubrechen.

    Reemtsma hatte ans Licht gehoben, was in der Branche längst ein alter Hut ist, doch im Alltag beiseitegeschoben werden muss: dass momentan ein Medienwechsel unsere Welt tiefgreifend verändert. Die Literaturleute können nur versuchen, ihr Boot seetüchtig zu machen. Und sich gut festhalten, damit auf der anderen Seite der Niagarafälle viele unterschiedliche Stimmen ein Wissen über literarische Traditionen, über Chancen und Grenzen des analogen Buchdruck-Zeitalters in die Zukunft tragen. Ist es denn verwerflich, nicht sofort alles über Bord zu werfen? Wer gegen den Mainstream schwimmt, kann nicht gebrauchen, dass man ihm die Nutzlosigkeit seines Tuns vor Augen hält.

    Literarische Geselligkeit

    Die Podiumsdiskussion brachte einen neuen Ton. Neben der Moderatorin Blanka Weber und Hamann, Rosebrock und Reemtsma saß die Theatermacherin Kara McKechnie im Podium, die seit 2022 Dramaturgin an der Oper Leipzig und zudem Autorin und Übersetzerin ist. Sie schilderte, wie ein Stoff in die Oper kommt: Langsam, denn eine Institution bewegt sich schwerfällig wie ein Ozeandampfer. Bis zu zweieinhalb Jahre dauere es, bis ein Stück in Probennähe kommt. Zudem erstreckt sich die Auswahl zwischen dem überschaubaren Kanon der Opern, die gespielt werden, und dem Erwartungshorizont des Publikums. Die freie Szene kann schneller reagieren – »das bedauern wir oft«, sagte McKechnie.

    Das Thema Medienwechsel und Künstliche Intelligenz (KI) bestimmte schnell erneut die Debatte. »Kommt uns das verstehende Lesen abhanden?«, fragte Blanka Weber. Eine Prognose sei nicht abzugeben und die eigene Phantasie begrenzt, lauteten die Antworten.

    »Gewonnen haben wir immerhin, dass die junge Generation über eine hohe Englisch-Kompetenz verfügt«, warf Reemtsma ein. Und dass mit Hilfe der KI sehr schnell und ohne Wörterbücher übersetzt werden könne. Bei jeder neuen Technologie regten sich Widerstände. Auch bei der Einführung der Eisenbahn habe man vor den kulturellen und gesundheitlichen Folgen für die Menschen gewarnt.

    Beim Bau der Eisenbahn stellten sich die Ressourcen als Problem heraus – das ist heute nicht anders. Was niemand sagte: Die neuen Medien regiert, wer den Zugriff auf die seltenen Erden hat, aus denen die Chips bestehen, auf die Infrastruktur und auf die Energie, mit denen die Server betrieben werden. Damit bleibt auch die Nutzung der digitalen Medien das Privileg einer Elite.

    Und das Resümee des Tages? Jan Philipp Reemtsma überlegte. »Offen sein, die eigene Haltung zu überprüfen«, sagte er schließlich. »Und ernst nehmen, was man tut – sonst kann man’s gleich lassen.« »Für die Gesellschaft mag Literatur nicht wichtig sein. Für mich schon«, ergänzte Christof Hamann. Cornelia Rosebrock wünschte sich mehr literarische Geselligkeit. »Wir müssen neue Formen des literarischen Beisammenseins entwickeln« – der Fachtag sei ein schöner Anlass. »Das Tun ist das, was uns am Leben hält«, beendete Kara McKechnie. Und gab damit den Zuhörern und Teilnehmern ein »Trotzdem« auf den Weg – und Zuversicht.

    veröffentlicht: 25.11.2024 / Anke Engelmann

  • EVA in der Zeitung

    Buchtipp in der Thüringer Allgemeinen

    In der heutigen TA (12. September 2024) stellt Karsten Jauch unser Buch "Eva träumt nicht mehr" vor. Und morgen ist die Buchpremiere! Ich bin schon sehr aufgeregt!

    veröffentlicht: 12.09.2024 / Anke Engelmann

  • Eva kommt: Interview auf Radio F.R.E.I.

    Anke Engelmann plaudert übers kreative Schreiben, über die Anthologie "Eva träumt nicht mehr" und die Buchpremiere am 13. September.

    Interview Radio F.R.E.I.

    Am 13. September kommt Eva. Am 9. September kam dazu ein Interview. Exklusiv auf Radio R.R.E.I. Vielen Dank an Reinhard Hucke!

    veröffentlicht: 10.09.2024 / Anke Engelmann

  • EVA kommt!

    Es ist vollbracht! Am 13. September findet im Kultur: Haus Dacheröden die Buchpremiere zu unserer Anthologie »Eva träumt nicht mehr« statt. Darin Erzählungen und Gedichte, die von 2018 bis 2023 im Erfurter Kultur: Haus Dacheröden beim »Kreativen Schreiben« entstanden sind.

    Eine mutige Frau im Schwimmbad. Ein Drehstuhl namens »Svindelik«. Zwei Kastanien, die als Filmstars vor der Kamera stehen. Ein Saugroboter, eine Tasche voller Geld, ein tyrannischer Toilettenmann: Die Auswahl versammelt Erzählungen und Gedichte, die von 2018 bis 2023 im Erfurter Kultur: Haus Dacheröden beim »Kreativen Schreiben« entstanden sind. Zu entdecken sind ganz unterschiedliche literarische Stimmen. Sie wollen Lesevergnügen bereiten und Lust machen, selbst zum Stift zu greifen.

    Texte von:
    Simone Börner | Ursula Bultmann | Rita Dorn | Anke Engelmann | Rainer Franke | Friederike Franz | Julia Herz | Katharina Hülle | Christina Schüler

    veröffentlicht: 24.07.2024 / Anke Engelmann

  • Gateless writing

    Geschützter Raum, stärkenbasiertes Feedback, kein "Shitty first draw": Wertschätzende Kritik ist die Grundlage in meinen Seminaren.

    Seitdem ich kreatives Schreiben unterrichte, achte ich auf wertschätzende Kritik. Auch in Schreibwerkstätten. Schließlich regt es mich selbst sehr auf, wenn jemand nur an meiner Arbeit herumkrittelt, ohne erst einmal mit etwas Posivitem bei mir die Tür zu öffnen. Zumindest ist zunächst einmal die kreative Leistung zu loben, denn man kann nur etwas kritisieren, das überhaupt vorhanden ist. Wie mutig ist es, sein Werk der Welt zu präsentieren! Zumal, wenn es gerade geschlüpft ist und man selbst ganz dünnhäutig ist. Deshalb soll Kritik auch immer von der eigenen Wahrnehmung ausgehen und nicht allgemein-pauschal von oben herab geäußert werden. Lange dachte ich, diese Herangehensweise wäre selbstverständlich, aber leider ist sie das nicht. Im Gegenteil.

    Das heißt Gateless Writing, habe ich in der aktuellen Federwelt gelesen. Das Konzept habe die Neurowissenschaftlerin Suzanne Kingsbury entwickelt. Geschützter Raum. Klare Spielregeln. Positiver Fokus. Stärkenbasiertes Feedback. Rohdiamant statt "shitty first draw". Stress hemme den kreativen Fluss, lese ich.

    Genau! Mach ich schon seit 2011! Wie gut das tut, höre ich nicht nur von meinen Teilnehmern. Mir selber gehts auch immer richtig gut nach jedem Workshop. Ist wie Wörterbaden!

    veröffentlicht: 17.06.2024 / Anke Engelmann

  • Heute ist Tag der Handschrift

    Wer schreibt, bleibt, heißt es. Zum Beispiel mit einem Tagebuch.

    Zwischen Schreibendem und Geschriebenem besteht eine enge Beziehung. Das eine strahlt auf das oder die andere - und umgekehrt. Kopf und Hand sind unmittelbar verbunden, die Gedanken fließen aufs Papier - ohne Ablenkung, ohne Barriere. Schreiben hilft, sich Geschehenes zu vergegenwärtigen und es zu bewältigen. Wer mit der Hand schreibt, merkt sich das Geschriebene besser als beim Schreiben auf einer Tastatur. Mit einem Stift auf einer Unterlage Buchstaben zu Wörtern zu Sätzen zu Texten zu reihen, das hat fast etwas Meditatives. Stirbt diese Kulturtechnik aus? Was fehlt dann? Heute ist Tag der Handschrift.

    Zum Weiterlesen: Tag der Handschrift

    Acht Gründe fürs Schreiben mit der Hand

    veröffentlicht: 23.01.2024 / Anke Engelmann

  • Statt den einen Krieg zu beenden, ist nun ein zweiter ausgebrochen. Dass in der DDR Israel kein Freundesland war, sondern die Guten in Palästina saßen, wo Arafat einen Befreiungskampf kämpfte, habe ich neulich kopfschüttelnd in einer Diskussion mit meiner Mutter erfahren müssen. Zur Haltung der Linken zum Überfall der Hamas empfehle ich den sehr klugen und differenzierten Artikel von Hans-Dieter Schütt.

    veröffentlicht: 15.11.2023 / Anke Engelmann

  • Mehr Lesen! Intensiver lesen! Ausrufezeichen!

    Die Zukunft des Lesens beeinflusst die Zukunft unserer Gesellschaften, warnen Leseforscher im Ljubljana-Manifest

    Im "Ljubljana-Manifest zur Bedeutung fortgeschrittener Lesekompetenzen" warnen Leseforscher vor einem Verfall der Lesekultur. Die Bedeutung des intensiven Lesens müsse neu bewertet werden, fordern sie und weisen darauf hin, dass die Zukunft des Lesens die Zukunft unserer Gesellschaften beeinflusse. "Eine demokratische Gesellschaft, die auf einem informierten Konsens vielfältiger betroffener und interessierter Bürger*innen basiert, kann nur durch resiliente Leser*innen mit fortgeschrittenen
    Lesekompetenzen erfolgreich sein und bleiben."

    veröffentlicht: 19.10.2023 / Anke Engelmann

  • Lesung Eiapopeia

    Wunderbar! Grandios!

    Am Samstag habe ich im Café Landart gelesen und bin immer noch beseelt. Eine wunderbare Veranstaltung! Vielen Dank an Landart-Chefin Almut Keil und an die vielen interessierten und aufmerksamen Zuhörer und Zuhörerinnen. Und natürlich auch an den VS und den Verein Lese-Zeichen, die die Veranstaltung ermöglicht haben.

    veröffentlicht: 02.10.2023 / Anke Engelmann

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