Man traut sich ja nicht mehr zu sagen ...

... dass man geimpft ist, sagte neulich eine Freundin. Wie zwei Verschwörerinnen haben wir uns angezwinkert. Ja, ich bin auch geimpft.

Nach langem Nachdenken habe ich mich für Janssen (Johnson und Johnson) entschieden, den Einmalimpfstoff. Aber: Mich stört die Art, wie übers Impfen und über den Virus informiert und gesprochen wird. Dass Impfen als unausweichlich, als alleiniger "Königsweg" beschrieben wurde, auch von Medien, die ich eigentlich wegen ihrer Ausgewogenheit schätze. Dass man lange nirgendwo erfahren konnte, wie man sich noch vor Ansteckungen schützen kann (außer mit Masken und Abstand): Immunsystem stärken. Auf den Vitamin D3 und Vitamin K2-Spiegel achten. Dass mögliche Impf-Nebenwirkungen heruntergeredet werden und wurden. In meinem Umfeld haben einige Menschen Probleme bekommen. Eine Bekannte war wegen Problemen mit dem Herzmuskel im Krankenhaus, eine hat wegen Fieber und Schüttelfrost den Notarzt gerufen, bei einer Freundin hat eine Gürtelrose die Gelegenheit wahrgenommen, sich auszubreiten.

Über die neuartigen mRNA-Vacczine wissen wir mehr als über jeden anderen Impfstoff. Dieses Wissen trägt nicht gerade zur Beruhigung bei. Im Gegenteil: Ich finde die Vorstellung beängstigend, dass Informationen in meine Zellen gebracht werden. In Fettzellen eingebettet! Man muss den Menschen zugestehen, dass sie Angst haben. Dass sie Zeit brauchen. Als ich im Frühsommer bei einer Hausärztin gesagt habe, dass ich noch überlege und sie gefragt habe, ob sie mich beraten könne, hat sie mich angeekelt angeschaut: "Sie sind doch nicht etwa eine von diesen IMPFGEGNERINNEN!"

Wir können uns den Impfstoff aussuchen, und wir können auch Nein zur Impfung sagen. Das vergessen viele, die so vehement diskutieren. Dass wir die Wahl haben. Aber: Wer sich gegen eine Impfung entscheidet, hat die Verantwortung, sich und andere zu schützen. Immer. In jeder Situation. Mir persönlich war das zuviel. Wenn alle Ungeimpften diese Verantwortung wahrnehmen würden – bräuchten wir dann die Diskussion, ob man Ungeimpfte wie in einem Lockdown vom (im weitesten Sinne) kulturellen Leben erneut ausschließt? Ich meine, wer sich wie ein trotziges Kind verhält, wird auch so behandelt.

veröffentlicht: Anke Engelmann, Donnerstag, 26.08.2021

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