Schreibbericht Teil 1

Anders als fast alle Schreibratgeber suggerieren, gibt es nicht DIE Strategie, die unweigerlich und in jedem Fall zum Erfolg führt. Aus aktuellem Anlass hier ein Erfahrungsbericht.

Gerade habe ich ein Stipendium und bekomme drei Monate lang Geld von der Kulturstiftung. Idealer Zustand – Geld nur fürs Schreiben! Ich muss nichts anderes machen! Muss ich aber doch, denn natürlich kann ich mich nicht völlig aus meinem Business rausnehmen: Muss ja dann nahtlos weitergehen mit dem Geld verdienen. Muss, muss muss. Dieses Wörtchen kann einer die Schreiblust ganz schön vermiesen. Bisher habe ich vor allem kürzere Sachen verfasst, ein längeres Werk ist eine völlig neue Erfahrung und auch eine Art Selbstversuch. Heute, am 2. März, bin ich auf Seite 70 und ich habe viel über mich und mein Schreiben gelernt und eine Unmenge falscher Schreibstrategien abgelegt. Wo ich die alle her hatte? Aus Schreibratgebern und Schreibseminaren. Ich kann nur raten: Nehmt nicht alles unkritisch an, was andere euch erzählen. Auch wenn die noch so berühmt oder sympathisch rüberkommen. Anders als fast alle Schreibratgeber suggerieren, gibt es nicht DIE Strategie, die unweigerlich und in jedem Fall zum Erfolg führt. Vor allem beim Plotten hätte ich mir fast die Zähne ausgebissen. Ich hatte schonmal eine Geschichte versemmelt: Der Plot war wirklich wunderbar, fein ziseliert, filigran bis ins letzte Detail. Als ich fertig war, hab ich mir das Ding angeguckt und - die Geschichte weggelegt. Hat mich nicht mehr interessiert. Oder wie ein Dichter mal sagte: Warum das Ding noch schreiben? Ich weiß doch schon, wie’s ausgeht! Schritt für Schritt bin ich dahingekommen, dass ich ohne Plot besser fahre. Das musste ich mir regelrecht erlauben, obwohl das eigentlich logisch ist. Ich wusste schon immer, dass ich meine Geschichten beim Schreiben entdecke und nur wenig vorher plane. Doch das mit dem Plot saß tief. Richtig loslassen konnte ich die Vorstellung erst, nachdem ich die – naja – Autobiografie von Stephen King gelesen hatte: „Das Leben und das Schreiben“. King macht es so ähnlich wie ich: Er lässt sich von seinen Figuren treiben. Hier geht's weiter zu Teil zwei

veröffentlicht: Anke Engelmann, Freitag, 27.03.2015

siehe auch

  • Meldung
    Schreibbericht Teil 5

    Der Plan ist, zunächst die Geschichte in Gänze als Rohfassung aufzuschreiben, dann eine Weile liegenzulassen und erst danach zu überarbeiten. Allerdings werde ich das vielleicht nicht mehr schaffen, denn einige größere Arbeiten klopfen (hämmern) schon an meine Tür.
    Montag, 23.03.2015

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