Seifenblasen in Pappmaché

Schreiben ist, wie Seifenblasen zu umkleiden. Ich halte das Gebilde fest und trage behutsam Schicht um Schicht auf. So wird die Welt real, indem ich umhäute und stabilisiere.

Ein Buch zu schreiben ist eine völlig unsoziale Angelegenheit. Man wird zum Eigenbrötler. Jeder Impuls, der zu stark ist, vertreibt die fragile Welt, die gerade entsteht und nur eine Gedankenblase ist. Am Anfang habe ich eine Ahnung, ein Gefühl, sehe in den Augenwinkeln eine Farbe, oder - hört sich esoterisch an - einen Energieball. Ich halte das Gebilde fest und trage behutsam Schicht um Schicht auf. So wird diese Welt real, indem ich umhäute und stabilisiere. Als Kind habe ich Luftballons mit Pappmaché umkleidet. Daran muss ich denken: Schreiben ist, wie Seifenblasen zu umkleiden. (Nachtrag am 11.5.2015) Literaturtipp Zu diesem Gefühl passt gut: Hanns Josef Ortheil/Klaus Siblewski: Wie Romane entstehen. München 2008

veröffentlicht: Anke Engelmann, Mittwoch, 01.04.2015

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