Übergriff auf Übergriff

Brüderle! Imponiergehabe! Hat ihn eine junge Journalistin frech gefragt, wie das denn ist, in "seinem Alter" noch einmal für ein Amt vorgeschlagen zu werden. Hat er reagiert, wie er es gelernt hat – übergriffig. Alte Schule, sozusagen. Derber Oktoberfest-Humor. Höhöhö!

Allerdings finde ich die Frage der Journalistin auch übergriffig, weil altersdiskriminierend. Journalist/innen sollen schon gezielt provozieren. Aber nicht unnötig. Und nicht beleidigen oder verletzen. Dass die Debatte über sexuelle Übergriffe aus dieser Geschichte heraus aufgeflammt ist, hat weniger mit FDP oder der Person Brüderles zu tun. Vielmehr mit der kulturellen Erfahrung von Frauen und Mädchen, die prägend ist für unsere Gesellschaft. Doch ich finde, man darf nicht vergessen: Machtgehabe wird zwar oft, aber nicht nur sexualisiert. Macht und die damit einhergehende Entmündigung erleben auch andere gesellschaftliche Gruppen: Kinder z.B., Empfänger von Sozialleistungen, Asylsuchende, kranke Menschen – und Alte. Siehe oben.

veröffentlicht: Anke Engelmann, Donnerstag, 07.02.2013

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