Voll Grass, ey!

Dass Israels Politik kritisch zu sehen ist, und zwar gerade auch von uns Deutschen, zeigt obiges Gedicht von Erich Fried, der mit Sicherheit kein Antisemit gewesen ist.

Mächtig auf den Putz gehauen hat Grass mit seinem - ähm - Gedicht "Was gesagt werden muss". Inhaltlich stimme ich dem alten Mann zu: Keine Waffenlieferungen an Israel! Und ja, auch Israel muss man kritisieren dürfen. Bloß dass über Inhaltliches niemand redet. Statt dessen steht Grass als Person im Mittelpunkt der Kritik. Voll Grass, ey! Dass Israels Politik kritisch zu sehen ist, meinte übrigens bereits Erich Fried, der große Moralist der Bundesrepublik. Mit Sicherheit war der kein Antisemit und ein verkappter Rechtspopulist erst recht nicht: Als wir verfolgt wurden war ich einer von euch Wie kann ich das bleiben wenn ihr Verfolger werdet? Eure Sehnsucht war wie die anderen Völker zu werden die euch mordeten Nun seid ihr geworden wie sie Ihr habt überlebt die euch zu grausam waren Lebt ihre Grausamkeit in euch jetzt weiter? Den Geschlagenen habt ihr befohlen: "Zieht eure Schuhe aus" Wie den Sündenbock habt ihr sie in die Wüste getrieben in die große Moschee des Todes deren Sandalen Sand sind doch sie nahmen die Sünde nicht an die ihr ihnen auflegen wolltet Der Eindruck der nackten Füße im Wüstensand überdauert die Spur eurer Bomben und Panzer (Erich Fried) Nachtrag: hintergrund.de bringt eine Übersicht über die Kommentare von Intellektuellen, die sich zustimmend mit Grass auseinandersetzen. Darunter sind Leute wie Noam Chomsky, Norman Paech und Moshe Zuckermann.

veröffentlicht: Anke Engelmann, Donnerstag, 19.04.2012

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