Von »Ende« bis Buchladen VI: Das Cover

Verlagsvertrag? Ich hatte Glück. Der Verlag Voland & Quist hat meinen Hannes ins Programm genommen. Doch wie kommt man dahin? Was braucht man dafür? Dazu in Teil sechs alles übers Cover.

Egal, wie der Drops schmeckt: Schön bunt muss er aussehen. Verpackung ist alles! Egal, worum es in einem Buch geht, wie gut oder schlecht es geschrieben ist: Im Buchladen entscheidet das Cover. Farben, Schriftart und Bildsprache sollen einen Sog entwickeln, der die potenziellen Käufer hypnotisiert. Mit zitternder Hand sollen sie in der Fülle der Angebote nach dem »Blender« greifen: Dieses Buch will ich! Dieses Buch erzählt genau meine Geschichte!

Aber wer sind die potenziellen Käufer? Wie schafft man es, dass das Buch auf dem Büchertisch gerade sie so anstrahlt, dass alles andere verblasst? Muss der Grafiker wissen, welche Cover-Styles gerade angesagt sind – und sich dann davon abheben? Mehrere Motive in unterschiedlichen Varianten schlug Thom Balmer von Guerillagrafik vor. Einige stützten sich sehr reduziert nur auf die Schrift (Typo), die meisten arbeiteten mit einem Bildmotiv. Unter seinen Cover-Vorschlägen ein stilisierter und monochrom eingefärbter Ausschnitt wie aus dem Bauernkriegspanorama von Werner Tübke. Im Roman spielt dieses Gemälde – genauer gesagt: seine Entstehung – eine wichtige Rolle.

Dieses Cover favorisierte der Verlag. Mein Lieblingscover sah anders aus. »Ich will dasselbe wie der Verlag: Das Buch soll sich verkaufen«, sagte ich vorsichtig. »Aber ich denke, dieses Cover könnte die Leute in die Irre führen.« Die Schrift: super! Die Farbe? Nicht unbedingt mein Fall, aber egal. Doch das Bildmotiv? Ich hätte mir ein Cover gewünscht, das mehr auf den Helden zielt, sagte ich. Der Grafiker habe das über die Titelschrift umgesetzt, entgegnete Leif. Viel später erst begriff ich, was er meinte: Wie eine Staffage steht die Schrift mitten in der Szene. Eine Theaterkulisse. Raffiniert, eigentlich. Aber uneigentlich zu anspruchsvoll für den kurzen Blick im Buchladen?

An ein Wunder wollte ich nicht glauben, mein Wunder-Guthaben war schließlich längst aufgebraucht. Aber dann …

… wurden die Karten neu gemischt. Max vom Verlag zauberte erste Entwürfe, Bildmotiv: ein kleiner Junge mit Lederhose und Gartenzwerg. Ich war begeistert. Thom Balm lieferte schließlich das neue Cover, wieder in verschiedenen Varianten, wieder in blendenden Farben. Wir entschieden uns für Nummer eins. Diesmal einhellig und ohne Bauchschmerzen. Heureka!

Verlag Voland & Quist, Berlin
ISBN 978-3-86391-454-7
EUR 24,00 (D)

Freischaltung: 03.12.2025, 10:41 / Anke Engelmann

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