Poesieblog

  • Heiße Säge: Heute fallen die Ulmen

    veröffentlicht: Anke Engelmann, Freitag, 18.02.2022 in Aktuell, Wege durch die Stadt

    Wieder müssen alte Bäume in der Weimarer Innenstadt gefällt werden: die uralten Flatterulmen in der Gropiusstraße

    Die Flatterulmen in der Gropiusstraße Weimar, Bild: Anke Engelmann
    Die Flatterulmen in der Gropiusstraße Weimar, Bild: Anke Engelmann

    Wie lange dauert es, bis ein Baum groß und kräftig ist? Und wie schnell wird er gefällt!

    Nachdem gestern durch den Sturm eine der uralten Flatterulmen an der Weimarer Jenaplanschule (Gropiusstraße) umgefallen ist, werden nun kurzerhand die anderen gefällt. Und das, obwohl sie den Sturm überlebt haben und also u.U. noch kräftig sind. Dem Artikel in der heutigen TLZ war nicht zu entnehmen, ob es ein Gutachten gibt und ob die Bäume tatsächlich eine Gefahr darstellen. Am besten, man fällt alle alten Bäume in der Stadt! Und ich lasse mir demnächst alle Zähne ziehen, weil das der beste Schutz vor Karies ist.

    Über die Stadtbäume in Weimar schreibe ich auf Literaturland Thüringen.

  • SALVE! Straßenkunstfestival

    veröffentlicht: Anke Engelmann, Donnerstag, 23.09.2021 in Wege durch die Stadt

    Lesung am 18.9. in Weimar. Kalt wars. Schön wars.

    Bild: Jens Kirsten
    Bild: Jens Kirsten

    So sah sie aus, die Lesung mit Regina Jarisch. Das war am 18. September, beim SALVE!-Festival. Eine schöne Atmosphäre in der Stadt, überall Musik und Literatur und Kunst. Danke, Weimar!

  • Baumgeschichten

    veröffentlicht: Anke Engelmann, Montag, 11.04.2016 in Schreiben, Wege durch die Stadt

    Holzwurm-Hieroglyphen. Mit Engelbild! Wer sagt denn, dass Würmer nicht schreiben können?

    Waldbuch
    Waldbuch

    »Lies!« Bücherfresser hielt Jockel einen morschen Ast hin.
    »Das ist ein Stock!«
    »Lies!«
    »Hey! Hör auf, mir damit vor der Nase rumzufuchteln!«
    Doch Bücherfresser hielt ihm das Ding unbeirrt entgegen. Jockel seufzte. »Na gut!« Er nahm ihn, drehte ihn, hielt ihn unter die Augen und fuhr schließlich mit den Fingern darüber.
    »Is ja abgefahren. Das sieht aus wie Schrift!«
    »Holzwurm-Hieroglyphen«, Bücherfresser strahlte stolz. »Wer sagt denn, dass Würmer nicht schreiben können?«
    »Kannst du das lesen?«
    »Noch nicht. Aber es gibt Dialekte. Regionale Unterschiede. Schau mal. Das hier zum Beispiel«, er zeigte auf ein besonders ausgeprägtes Relief: »ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Botschaft an andere, vorbeiziehende Wurmgruppen. Dieses Motiv habe ich mit nur geringfügigen Abweichungen auf 93 Prozent meiner Untersuchungsgegenstände gefunden.«
    »Und? Was schreiben die Würmer so? Hier is viel Holz vor der Hütte? Oder: Vorsicht, Specht?«
    »Ich stehe kurz vorm Durchbruch.«
    »Durchbruch. Schon klar.«

  • Kein Frühling ist auch keine Lösung

    veröffentlicht: Anke Engelmann, Donnerstag, 09.04.2015 in Wege durch die Stadt

    Brettert vorbei und brüllt mich vom
    Damm ich pralle zurück ich
    fa... ich fal-
    le – LUFT!
    Krokusveilchenmärzenbecher
    Weidenkä...
    hä...
    hä...
    Grillanzün...
    Tschi! Tschi! Tschi! Tschi!

    Ach.
    einmal noch umdrehn,
    gemächlich der Sonne entgegen
    treiben – mäandern in Schatten und Licht.
    Ein bisschen noch hält meine Winterhöhle dicht,
    ein biss... ein biss...
    Ha. Ha.

    Mich drückt ein Ich-weiß-nicht-was.
    Es rast. Um mich. Es kitzelt. Es
    ist gar nicht lustig.

    Ha. Haha. Tschi! Tschi! Ha-Tschi-Hi-Hi!

  • Frühlingszauber

    veröffentlicht: Anke Engelmann, Donnerstag, 21.03.2013 in Wege durch die Stadt

    Schon wieder Schnee! Kalt isses! Das Wetter zehrt an den Nerven! Und an meiner guten Laune! Jetzt ist es Zeit, den Frühling herbeizurufen. Und zwar mit einem Gedicht-Zauber: Der Osterspaziergang

    Schon wieder Schnee! Kalt isses! Das Wetter zehrt an den Nerven! Und an meiner guten Laune! Jetzt ist es Zeit, den Frühling herbeizurufen. Und zwar mit einem Gedicht-Zauber: Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dort her sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur. Aber die Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Kehre dich um, von diesen Höhen Nach der Stadt zurück zu sehen! Aus dem hohlen finstern Tor Dringt ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feiern die Auferstehung des Herrn, Denn sie sind selber auferstanden: Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, Aus Handwerks- und Gewerbesbanden, Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, Aus der Straßen quetschender Enge, Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht Sind sie alle ans Licht gebracht. Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge Durch die Gärten und Felder zerschlägt, Wie der Fluß in Breit und Länge So manchen lustigen Nachen bewegt, Und, bis zum Sinken überladen, Entfernt sich dieser letzte Kahn. Selbst von des Berges fernen Pfaden Blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon des Dorfs Getümmel, Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein! (Johann Wolfgang von Goethe, Faust I) Gehören Sie auch zu den Menschen, denen die ollen Goethe-Verse beim ersten Frühlingsspaziergang wie von selbst von den Lippen tropfen? Immer wieder schön, oder? Und jetzt, Frühling, nu komm auch, Du!
  • Katzenmorgen

    veröffentlicht: Anke Engelmann, Dienstag, 06.03.2012 in Wege durch die Stadt

    Glückskatzen, Dreifarbkatzen. Die beiden Tiere hocken auf der anderen Seite des Zauns. Warten sie auf die alte Frau, die ihnen gestern Futter gab? Zum zweiten Mal bin ich heute mit dem Rad zu einer Morgentour unterwegs. Es ist halb neun. Wie gestern ist das Tor am Eingang zum Badesee verschlossen. Doch gestern kauerte eine weißhaarige Dame auf dem Bürgersteig und füllte einen flachen Teller. Die Katzen strichen ihr um die Beine und sie redete ihnen beruhigend zu. Ein Mann in roter Jacke kam näher, blieb stehen. Vielleicht wird er schimpfen, dachte ich. Weil doch jemand die wilden Katzen füttert. Doch er sagte ein paar freundliche Worte des Einverständnisses. Etwas wie: Wo ist denn die Graue? Im Vorbeifahren sah ich seine Augen. Sie strahlten. Und dann taucht seine rote Jacke am Ende der Straße auf. Ich fahre vorbei, will ihn grüßen, doch er sieht mich ruhig an, ohne ein Zeichen des Wiedererkennens. Am Autohandel beladen zwei Männer einen Transport. Einer fährt mit einem Pkw rückwärts die Laderampe hinauf. Er ist schon am Ende der Rampe, doch er gibt noch einmal kurz Gas. Noch einmal. Hat er keine Angst, herunter zu fallen? Ein Stück weiter die Straße herunter die Katzenfrau. Frau Ahavzi. Neben ihr eine noch ältere, die sich langsam mit ihrem Rollator bewegt. Ein Zufall hat mich in eine fremde Welt getragen. Die Katzen, die genau wissen, wann die Frau mit dem Futter kommt. Der Mann mit der roten Jacke, der jeden Morgen das Tor aufschließt. Und ich, Außenstehende noch, werde jeden Morgen, mit jeder Begegnung ein Teil von dieser Welt. Ist diese Welt auch ein Teil von mir?
  • Wenn die Grammatik einfriert

    veröffentlicht: Anke Engelmann, Montag, 06.02.2012 in Wege durch die Stadt

    Schon mal die Domstufen runtergerodelt? Der Winter züchtet seltsame Verbotsschilder

    Rodeln verboten!, Bild: Susanne Wolf-Kaschubowski, 2011
    Rodeln verboten!, Bild: Susanne Wolf-Kaschubowski, 2011

    Dieses Foto muss ich noch vom Winter 2011 nachtragen. Sie erinnern sich: meterhohe Schneeberge am Straßenrand, Treppen verschwinden unter Schneemassen ... und grammatisch nicht ganz einwandfreie Warn- und Verbotsschilder wachsen aus der weißen Pracht. Meinen verspäteten Dank an die Fotografin, Susanne Wolf-Kaschubowski.

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